Ist
es zu viel Freiheit über die eigene Existenz entscheiden zu dürfen?
Warum
habe ich mir diese Fragestellung gestellt?
Heutzutage
haben Menschen viel Freiheit, anders als früher. Dies betrifft vor
allem die westlichen Länder dieser Welt. Menschen haben die
Freiheit, ihre Meinung zu Äußern, jeder hat die Freiheit und das
Recht zur Schule zu gehen und Bildung zu gewinnen.
Man
stellt sich die Fragen: „Wo möchte ich wohnen und Leben?, Möchte
ich eine Wohnung oder ein Haus? ,Was möchte ich einmal werden?,
Möchte ich wirklich diesen Mann/ diese Frau als Lebenspartner?, Ist
sie wirklich meine beste Freundin?“ Diese und viele andere Fragen
stelle ich mir im Laufe des Lebens und sogar an einem Tag. Wobei man
dabei fast in jedem Fall die Freiheit hat, sich umzuentscheiden und
einen anderen Weg zu gehen.
Kurz:
Ich, und das gilt für uns alle, also wir können unser eigenes Leben
egozentrisch gestalten, auf die eigenen Interessen und Bedürfnisse
abgestimmt.
Doch
wie sieht es mit der Existensfrage aus? „Ist es zu viel Freiheit
über die eigene Existenz entscheiden zu dürfen?“.
Dabei
nehme ich Bezug auf Sterbehilfezentren die zum Beispiel in Holland
oder der Schweiz vertreten sind (wieder Westliche Länder!). Also
über den bewussten, von Gesellschaft tolerierten und begleiteten
offiziellen Weg in den Tod. Die Freiheit sich selber das Leben zu
nehmen gab es ja schon seit der Existens der Homo Sapiens.
Für
mich ist die Vorstellung den Wunsch zu haben, zu sterben völlig
Fremd und kann mir nicht vorstellen selber einmal im Leben in die
Situation zu geraten. Vielleicht macht es deshalb umso mehr Sinn,
sich mit dem Thema näher zu Beschäftigen und sich verschiedene
Seiten von Experten und Betroffenen anzuhören und daraus meine
eigene Meinung zu bilden.
Mich
schockt es immer wieder Geschichten zu hören, bei denen Menschen
sich (in den meisten Fällen) bewusst dazu entschieden haben, zu
sterben und unglückliche Angehörige zurücklassen. Dabei möchte
ich erarbeiten ob dies nicht schon zu viel Freiheit ist.
(Hört
da nicht die Freiheit auf? Ist es nicht viel zu viel Macht eines
Menschen, über sich selbst Entscheiden zu dürfen? Gibt es nicht
eine moralische Grenze der Freiheit? Gibt es eine Schmerzgrenze?
(Haben alle Menschen ein Recht darauf? Auch Menschen in östlich
gelegenen Ländern mit einer strengen Religion?))
Ist
es zu viel Freiheit über die eigene Existenz entscheiden zu dürfen?
Tausende
von Menschen reisen im Jahr zu Sterbehilfezentren die in der Schweiz,
Belgien und den Niederlanden wiederzufinden sind. Das Zentrum in der
Schweiz, Dignitas, gibt es seit 1998.
Die
erfahrenen Ärzte haben bisher über 1.700 Menschen dazu verholfen,
Abschied vom Leben, vom Leid zu nehmen. Doch war es wirklich bei
jedem dieser einzelnen Personen die richtige Entscheidung? Waren die
Personen wirklich zurechnungsfähig und haben nicht aus einer
spontanen Idee heraus die Entscheidung getroffen und umgesetzt?
Generell
muss man zwischen zwei Arten des bewussten Ende setzen des Lebens
unterscheiden:
Das
bestimmen über Leben und Tod eine andere, Person die die
Entscheidung nicht selfst fällen kann, weil sie beispielsweise im
Koma liegt, und über sich selber, im Bewussten Zustand.
Fakt
ist, dass Fehlentscheidungen unvermeidbar sind. Vielleicht ist das
eines der Gründe, wieso Sterbehilfezentren umstritten sind und immer
wieder für Diskussionen sorgen.
Menschen,
in der Regel Angehörige des Patienten, nehmen sich die Macht heraus,
die Entscheidung der Existenz über einen anderen Menschen zu fällen,
auch Passive Sterbehilfe genannt. Dabei wird die Meinung des
schwerkranken nicht miteinbezogen, da dieser nicht in der Lage dazu
ist. (Meiner Meinung nach ist diese Entscheidung zu viel Freiheit und
unverantwortungsvoll. )
Doch
wie sieht es mit Menschen aus, die über sich selber Entscheiden?
In
den Urinstinkten des Menschen gibt es den Überlebensinstinkt, man
kämpft für sein Leben. Freiwillig sterben zu wollen müsste demnach
gegen die Urinstinkte sein und muss immense Gründe haben.
In
dem Rechtssystem von der Schweiz, Belgien und den Niederlanden wird
die Sterbehilfe toleriert und werden diese Gründe zu sterben
gesucht. Man sollte den Menschen von einem nicht endenden Schmerz
erlösen.
Wobei
der Wunsch zu sterben nicht jedem Menschen ermöglicht werden kann,
da ausgebildete Ärzte ausschlaggebende Gründe erkennen müssen,
eine derartige Entscheidung umzusetzen und einschätzen müssen, dass
die jeweilige Person zurechnungsfähig ist. Durch die geführten
Gespräche mit den Ärzten entscheiden sich die Mehrzahl der
Patienten um, sodass nur noch von 100% derer, die Arztbegleitet in
den Tod gehen wollen, setzen diesen Plan nur noch 20% um.
Für
Menschen die sich in Ihrer Entscheidung nicht sicher waren und zu den
80% gehören, könnte als Alternative die Palliativmedizin in
Betracht gezogen werden können. Diese ermöglicht dank Medikamenten
ein besseres Lebensgefühl, mehr Lebensfreude und verlängert sogar
das Leben .
Diese
Zahlen der Sterbehilfezentren zeigen, wie viele Fehlentscheidungen
bei einem unbedachten Selbstmord gemacht worden wären, so dass man
sagen kann, dass Sterbehilfen wie Dignitas für einige Menschen eine
Hilfe sind, wieder mit Motivation und Lebensfreude ins Leben zurück
zu finden.
Auf
der anderen Seite machen es die Organisationen für Angehörige durch
ein „geplantes“ Sterben leichter Abschied zu nehmen. Angehörige
leiden trotzdem, was aber bei einem Verlust unumgänglich ist.
Bei
einem Selbstmord machen sich Angehörig zusätzlich Vorwürfe,
Gedanken woran es gelegen haben möchte und viele weitere Fragen
stellen sie sich und hören nicht auf sie sich zu stellen. Man konnte
nicht Abschied voneinander nehmen.
Ich
selber kenne so einen Fall aus meiner Familie diesen Jahres: Mein
Großonkel erhängte sich im Keller seines Hauses, da er seit Jahren
unter Depressionen gelitten hatte. Dieser einsame Suizid hinterließ
einen Tiefen Schmerz in unserer Gesamten Familie. Im Fall meines
Großonkel hatten Ärzte den Fehler gemacht, die Medikation zu
schnell abzusetzen, sodass mein Großonkel schlicht seinem
Krankheitsbild erlegen ist. Dieses Beispiel aus meiner Familie ist
zwar kein Beispiel für Palliativmedizin oder Sterbehilfe aber es
zeigt mir doch dieses ganz deutlich:
Ein
Begleitetes, Offenes Sterben im Kreise der Familie ist einem
heimlichen, einsamen Selbstmord in jedem Fall vorzuziehen. Die
Trauerphase der Angehörigen beginnt schon während der Sterbephase
und ist nicht zu vergleichen mit dem Plötzlichen Schock bei einem
Suizid.
Sterbehilfen
haben also durch die Aufklärung, Intensive Begutachtung der
Patienten und Miteinbeziehung der Angehörigen sehr gute Seiten. Des
weiteren gibt es für Menschen, die sich der Sache nicht sicher sind,
dennoch tief verzweifelt sind, die Alternative der Palliativmedizin.
Es
gibt also für jeden Menschen in Zeiten der tiefsten Verzweiflung
einen rechtlich Legalen Weg, sich von den im Körper gefangenen
Schmerzen, egal ob diese Psychisch oder Physisch sein mögen,
loszulösen.
„Die
Frage der Moral bleibt in den meisten Sterbehilfe-Fällen
unbeantwortet. Die Befürworter sehen den Vorteil, Menschen schneller
von ihrem Leiden zu befreien – die Gegner, meistens Religiöse,
sehen es als Gewissenskonflikt.“ (
http://lernecke.net/referate/referat-hausarbeit-religion-sterbehilfe/
)
Doch
wie steht die Kirche dem Gegenüber?
Vorweg
ist zu sagen, dass sich Religion und Medizin in diesem Thema
gegenüberstehen.
Die
evangelische Kirche bezieht sich bei der Vertretung ihrer Meinung auf
die 10 Gebote, wo es heißt „Du sollst nicht töten!“. Dies steht
aus Christlicher Sicht im Direkten Gegensatz zu Sterbehilfezentren
wie Dignitas . Eine weitere Doktin der Christlichen Kultur ist, „Du
sollst dich nicht selbst töten.“, da uns das Leben von Gott
geschenkt wurde und wir seinem Wunsch zu Leben nicht durch einen
eigenen Eingriff (Suizid) wiedersprechen sollten und zusätzlich
Dankbar für das sein sollten, was Gott geschaffen hat.
„Der
Herr über Leben und Tod ist Gott allein. Gott ist das höchste Leben
und des Lebens Quelle.“ Der Heilige Augustinus
Und der Heilige Apostel
Paulus sagt: „Nicht euch selber gehört ihr.“ (1
Kor 6.19)
Obwohl ich Christin bin, sehe
ich es als Human an und gar als Humane Pflicht an, das man Menschen,
die unmenschlich stark Leiden und keine Hoffung auf Heilung haben,
sollten einen Selbestimmten, begleiteten Tod zu ermöglichen. Das ist
für mich ein Akt der Nächstenliebe und gelebtes Christsein!
Um
die eigentliche Fragestellung oben klar zu beantworten: Es geht nicht
um ein zuviel an Freiheit in der Entscheidung, sondern viel mehr um
den Respekt vor dem Leben und dem Tod, der von Gesetzgeberseite sowie
der Christlichen Lehre immer wieder neu zu bewerten ist und wie ich
hoffe, dass die Freiheit in gewissen, kontrollierten Grenzen gegeben
und Gesellschaftlich toleriert wird.
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