Während der Tod in der modernen
Gesellschaft allgegenwärtig scheint, wird das Sterben selbst eher selten
thematisiert. Dabei ist sterben keineswegs ein Tabuthema. In den Vergangenen
zwanzig Jahren ist es zum unausgesprochenen Hauptthema vieler Menschen
geworden. Früher bedeutete Sterben das Lebensende und der schnelle Tod war die
Regel. Die größte Angst war daher unvorbereitet zu sterben, weshalb der Tod
auch den Beinamen: "böser Tod", trug.
Heute liegt der Tod oft am Ende eines
langen Weges den man beschreiten muss. Ein langer Weg durch eine unbekannte
Welt. Aber wann beginnt das Sterben? In der modernen Gesellschaft beginnt das
Sterben schon mit dem hinzuziehen einer Sterbegebgleitung und in der
Sterbeklinik ist festgelegt ab wann ein Mensch zu sterben beginnt. Nämlich ab
dem Zeitpunkt im Leben eines Menschen wo unverkennbar und unumkehrbar dem Tod
entgegengestrebt wird. Dieser Weg ist
nicht immer schön. Mit dem heutigen medizinischen Fortschritt kann eine
lebensgefährliche Krankheit lange hinausgezögert werden. Dann lebt man die
letzte Zeit in Isolation und in Abhängigkeit vom Arzt. Viele Meschen schrecken
bei dem Gedanken an einen solchen Tod zurück und verdrängen ihn. Vergessen oder
beseitigt wird dieser Gedanke jedoch nicht.
Zudem formt der Tod als Grenze aber auch einen Teil im Rahmen unseres
lebens. Der Wert eines einzelnen Menschens wäre ohne den Tod schlichtweg nicht
ermessbar. Ein erfülltes Leben ist nur dann möglich, wenn der Tod darin
integriert ist.
Es gibt viele Reaktionen auf diesen
Fortschritt. So wird beispielsweise eine ärztliche Sterbebegleitung angeboten.
Die wachsende Einsicht in die problematischen Folgen der modernen Medizin führt aber offenbar zu weitreichenden
Verantwortungsbewusstsein unter den Ärzten:
„Herr S.,
83 Jahre alt, hatte einen Schlaganfall,
ist halbseitig gelähmt, bewußtseinsklar und kann sich(wenn auch mühsam)
verständlich machen. Auf die Frage, ob er bald sterben müsse, antwortet der
Arzt dem Patienten:
‚Keine Sorge, das kriegen wir schon wieder hin – es geht Ihnen ja schon
wieder ganz gut.’ Zu den Angehörigen
sagt der Arzt: ‚Die Prognose ist nicht klar, er kann noch eine ganze Weile
leben oder wegen seines hohen Alters sehr bald sterben.’ Zum
Pflegepersonalsagt er: ‚Der
Schlaganfall von Zimmer 23 wird wohl nichts mehr.’ Zum Klinikseelsorger: ‚Dies
ist jetzt Ihr Fall.’
Diese realistische Szene, aus einem Buch
über medizinische, ethische und juristische Probleme der Sterbebegleitung,
zeigt nicht nur die zentrale Rolle des Arztes in der Patientenbetreuung,
sondern läßt zugleich deutlich werden, warum sich Ärzte ihrer Verantwortung bei
der Begleitung Sterbender kritisch bewußt zu werden beginnen.
In der modernen Gesellschaft ist Sterben
zu einer selbstständigen, in sich äußerst komplexen Lebensphase geworden.
KÜBLER - ROSS fasste diesen Prozess in fünf Phasen zusammen:
1. Die Verneinung:
Der Kranke will die Möglichkeit seines sterbens nicht wahrhaben.
2. Die Auflehnung gegen das Schicksal:
Der Kranke wehrt sich gegen jegliches Hilfsangebot.
3. Das Verhandeln mit dem Schicksal:
Typisch dafür ist die Suche nach
einem "besseren" Arzt. Oder es wird ein religiöses
Gelübte abgelegt.
4. Die Depression:
Der Kranke zeigt sich
niedergeschlagen. Er verlangt nach Nähe verständnisvoller
Menschen.
5. Die Annahme des Todes:
Der Kranke stimmt der unumgänglichen
Realität zu.
Dabei werden die Erfahrungen mit
sterbenden Menschen seltener, da aufgrund der Spezialisierungen des sterbens in
den Institutionen der modernen Medizin immer weniger Menschen zu Hause sterben.
Dadurch ist auch die Erfahrbarkeit des Todes geringer geworden. Der Tod wird
nicht mehr anschaulich Erfahrbar. Auch nicht durch Flime oder andere Medien,
denn diese Mediale Darbietung berührt die Betrachter emotional nur wenig. Die
Menschen ordnen dies nicht als Tod, sondern als Unterhaltung in sein Leben ein.
Durch diesen Wandel fehlt uns "in der modernen Gesellschaft der Mut zu
trauern." Das wird auch in den
Todesanzeigen deutlich, in denen gebeten wird von Beileidsbekundungen abstand
zu nehmen.
Im christlichen Glauben heißt es, dass
Gott die Endlichkei der Menschen in seiner Ewigkeit, in seinem Reich, zu einer
ewigen Germeinschaft umgestaltet. Wie dies allerdings geschehen soll, bleibt
ein unbegreifliches Geheimnis. Allenfalls durch die Erfahrung der Liebe
zwischen den Menschen kann man dies veranschaulichen. Abschließend kann man
sagen, dass der Tod und das anschließende Trauern eine Sache der Gemeinschaft
war. Menschen kamen unaufgefordert in das Haus, in dem jemand gestorben war.
Heute hingegen wird ein solcher Ort eher gemieden. Die Gesellschaft verdrängt
den Tod keineswegs, aber er gewinnt auch keine Gestalt.
Nico
Links:
http://www.welt.de/debatte/article13623524/In-unserer-Gesellschaft-fehlt-der-Mut-zu-trauern.html
http://www.ekd.de/download/EZWINF9.de
http://www.zeit.de/2012/46/Essay-Tod-Leben
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