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Montag, 27. Oktober 2014

Wie geht eine Gesellschaft mit dem Tod um?




Während der Tod in der modernen Gesellschaft allgegenwärtig scheint, wird das Sterben selbst eher selten thematisiert. Dabei ist sterben keineswegs ein Tabuthema. In den Vergangenen zwanzig Jahren ist es zum unausgesprochenen Hauptthema vieler Menschen geworden. Früher bedeutete Sterben das Lebensende und der schnelle Tod war die Regel. Die größte Angst war daher unvorbereitet zu sterben, weshalb der Tod auch den Beinamen: "böser Tod", trug.
Heute liegt der Tod oft am Ende eines langen Weges den man beschreiten muss. Ein langer Weg durch eine unbekannte Welt. Aber wann beginnt das Sterben? In der modernen Gesellschaft beginnt das Sterben schon mit dem hinzuziehen einer Sterbegebgleitung und in der Sterbeklinik ist festgelegt ab wann ein Mensch zu sterben beginnt. Nämlich ab dem Zeitpunkt im Leben eines Menschen wo unverkennbar und unumkehrbar dem Tod entgegengestrebt wird.  Dieser Weg ist nicht immer schön. Mit dem heutigen medizinischen Fortschritt kann eine lebensgefährliche Krankheit lange hinausgezögert werden. Dann lebt man die letzte Zeit in Isolation und in Abhängigkeit vom Arzt. Viele Meschen schrecken bei dem Gedanken an einen solchen Tod zurück und verdrängen ihn. Vergessen oder beseitigt wird dieser Gedanke jedoch nicht.  Zudem formt der Tod als Grenze aber auch einen Teil im Rahmen unseres lebens. Der Wert eines einzelnen Menschens wäre ohne den Tod schlichtweg nicht ermessbar. Ein erfülltes Leben ist nur dann möglich, wenn der Tod darin integriert ist.
Es gibt viele Reaktionen auf diesen Fortschritt. So wird beispielsweise eine ärztliche Sterbebegleitung angeboten. Die wachsende Einsicht in die problematischen Folgen der modernen Medizin  führt aber offenbar zu weitreichenden Verantwortungsbewusstsein unter den Ärzten:   
„Herr S.,
83 Jahre alt, hatte einen Schlaganfall, ist halbseitig gelähmt, bewußtseinsklar und kann sich(wenn auch mühsam) verständlich machen. Auf die Frage, ob er bald sterben müsse, antwortet der Arzt dem Patienten:                                                                                                         ‚Keine Sorge, das kriegen wir schon wieder hin – es geht Ihnen ja schon wieder ganz   gut.’ Zu den Angehörigen sagt der Arzt: ‚Die Prognose ist nicht klar, er kann noch eine ganze Weile leben oder wegen seines hohen Alters sehr bald sterben.’ Zum Pflegepersonalsagt   er: ‚Der Schlaganfall von Zimmer 23 wird wohl nichts mehr.’ Zum Klinikseelsorger: ‚Dies ist jetzt Ihr Fall.’
Diese realistische Szene, aus einem Buch über medizinische, ethische und juristische Probleme der Sterbebegleitung, zeigt nicht nur die zentrale Rolle des Arztes in der Patientenbetreuung, sondern läßt zugleich deutlich werden, warum sich Ärzte ihrer Verantwortung bei der Begleitung Sterbender kritisch bewußt zu werden beginnen. 


In der modernen Gesellschaft ist Sterben zu einer selbstständigen, in sich äußerst komplexen Lebensphase geworden. KÜBLER - ROSS fasste diesen Prozess in fünf Phasen zusammen:
1. Die Verneinung:
          Der Kranke will die Möglichkeit seines sterbens nicht wahrhaben.
2. Die Auflehnung gegen das Schicksal:
          Der Kranke wehrt sich gegen jegliches Hilfsangebot.
3. Das Verhandeln mit dem Schicksal:
          Typisch dafür ist die Suche nach einem "besseren" Arzt. Oder es wird ein religiöses    
          Gelübte abgelegt.
4. Die Depression:
           Der Kranke zeigt sich niedergeschlagen. Er verlangt nach Nähe verständnisvoller  
           Menschen.
5. Die Annahme des Todes:
           Der Kranke stimmt der unumgänglichen Realität zu.

Dabei werden die Erfahrungen mit sterbenden Menschen seltener, da aufgrund der Spezialisierungen des sterbens in den Institutionen der modernen Medizin immer weniger Menschen zu Hause sterben. Dadurch ist auch die Erfahrbarkeit des Todes geringer geworden. Der Tod wird nicht mehr anschaulich Erfahrbar. Auch nicht durch Flime oder andere Medien, denn diese Mediale Darbietung berührt die Betrachter emotional nur wenig. Die Menschen ordnen dies nicht als Tod, sondern als Unterhaltung in sein Leben ein. Durch diesen Wandel fehlt uns "in der modernen Gesellschaft der Mut zu trauern."  Das wird auch in den Todesanzeigen deutlich, in denen gebeten wird von Beileidsbekundungen  abstand  zu nehmen.
Im christlichen Glauben heißt es, dass Gott die Endlichkei der Menschen in seiner Ewigkeit, in seinem Reich, zu einer ewigen Germeinschaft umgestaltet. Wie dies allerdings geschehen soll, bleibt ein unbegreifliches Geheimnis. Allenfalls durch die Erfahrung der Liebe zwischen den Menschen kann man dies veranschaulichen.                         Abschließend kann man sagen, dass der Tod und das anschließende Trauern eine Sache der Gemeinschaft war. Menschen kamen unaufgefordert in das Haus, in dem jemand gestorben war. Heute hingegen wird ein solcher Ort eher gemieden. Die Gesellschaft verdrängt den Tod keineswegs, aber er gewinnt auch keine Gestalt.

Nico
Links:
http://www.welt.de/debatte/article13623524/In-unserer-Gesellschaft-fehlt-der-Mut-zu-trauern.html
http://www.ekd.de/download/EZWINF9.de
http://www.zeit.de/2012/46/Essay-Tod-Leben





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