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Donnerstag, 30. Oktober 2014

Was bedeutet Freiheit?

                        
Das Thema Freiheit war und ist ein stark diskutiertes Thema, und wird es auch vielleicht immer sein.
Werfen wir einen Blick auf unsere heutige Welt, wird es umso deutlicher wie stark, einflussreich und wichtig „Freiheit“ ist.

So stelle ich mir die Frage, was wir denn eigentlich unter „Freiheit“ verstehen. Mir wird deutlich, dass der erste Gedanke den man mit diesem Begriff verbindet ist, tun & lassen zu können, wonach einem ist. Mir ist klar, dass allein nur das nicht Freiheit ausmachen kann. Freiheit ist vielleicht gar nicht nur diese Assoziation die wir fast immer mit diesem Begriff in Verbindung setzen...

Denke ich an Freiheit, füllt sich meine Vorstellung mit den unterschiedlichsten Begriffsdefinitionen. Das Bild meiner Vorstellung bestückt sich mit Philosophen, Menschen, Protesten und Religionen die sich mit Freiheit auseinander setzten und es auch immer noch tun. Letztendlich weiß ich, dass Freiheit mit Unabhängigkeit von Äußerem, Innerem oder durch Menschen oder Institutionen (Staat, Gesellschaft, Kirche, etc.) bedingtem Zwang zu tun hat. Ich möchte aber wissen, was Freiheit noch alles bedeuten kann, was der Mensch allgemein unter Freiheit versteht und was sie im Sinne der Religion bedeutet. All dies wird der Fokus meiner Recherche sein.
Wieso verbinden wir so oft „Unfreiheit“ und Einschränkungen mit der Religion, und denken diese würden von der Religion verursacht werden?

Zunächst fiel mir bei meiner Recherche auf, dass Auffassungen zu Freiheit, oft Definitionen enthielten wie etwa, dass Freiheit eine Möglichkeit sei, ohne Zwang zwischen allen Möglichkeiten auswählen zu können, Freiheit sei das Fehlen von (meist unerwünschten) Eigenschaften oder Dingen, Freiheit sei das Gegenteil von Gefangenschaft.
Das alles fasst eigentlich genau die vorhin angesprochene „ erste Assoziation“ zusammen, die wir immer mit dem Begriff Freiheit verbinden.
Für den Menschen bedeutet also Freiheit in erster Linie, ohne jegliche Hürden, Einschränkungen und Zwänge seinem Verlangen, Wünschen bzw. Trieben folgen zu können, es sei ein Recht und eine Möglichkeit zur Selbstbestimmung um seinen Willen auszudrücken.
Möchte ich nun Freiheit in Verhältnis zu Religion setzen sehe ich, dass das Verhältnis von Religion und Freiheit seit vielleicht schon Jahrhunderten schwer belastet ist. Religion wurde oft verwendet, um Unfreiheiten religiös zu begründen. Sowohl die Leibeigenschaft als auch das Verbot von Büchern, Tanz, musikalischen Stilrichtungen, Kleindungsstilen und anderen Lebensfreuden wurden und werden zum Teil bis heute von religiösen Vertretern umgesetzt.
Die zwei Religionen, in denen ich mir die Bedeutung der Freiheit anschauen möchte, sind das Christentum und der Islam.

Was bedeutet Freiheit im Sinne des Christentums und Islams?

Was bedeutet Freiheit im Islam, ist es die Lossagung von Gottes Geboten?
Laut dem Islam, hat der Mensch immer die freie Wahl etwas zu tun oder nicht zu tun, der Mensch habe gewisse Richtlinien und Grenzen, allerdings sind diese nicht von einer Institution oder einem Menschen bestimmt, sondern von Gott. Nun könne er sie befolgen oder nicht.
Ich kann mit dieser Aussage nicht ganz zustimmen. Zunächst stimmt es nicht, dass der Mensch eine freie Wahl hat etwas zu tun oder nicht zu tun, es gibt einige Verbote (z.B. das bekannteste Beispiel, der Verzehr von Schweinefleisch), des Weiteren stimmt es nicht ganz, dass der Mensch entscheiden kann, ob er den Vorgaben folgen möchte oder nicht, denn das hängt zum Teil auch stark von dem ab, in welchem Land dieser Mensch lebt.
Beispielsweise im Iran, wo ein Islamischer Staat regiert, sind klare Regeln, Gesetze gesetzt, welche eine Befolgung voraussetzen. Doch hierbei muss stark davon unterschieden werden, dass in diesem Beispiel, so wie oft Politik mit Religion vermischt wird, und das Religion von jedem anders interpretiert und ausgeführt werden kann. Dadurch werden zum Beispiel Unfreiheiten mit Religion begründet, obwohl die Religion diese Unfreiheit nicht anspricht.
Auch weiß ich, dass obwohl im Iran ein Staat regiert, der viele Gesetze mit der Religion begründet, die Menschen sich vielen Zwängen nicht unterwerfen, sich oft nicht an Vorschriften halten und diese auch im Privaten nicht ausführen bzw. ausleben.

Damit möchte ich sagen, dass die Menschen in erster Linie nicht die Religion missachten, sondern das herrschende System und ihre Auslegung des Qurans, die so gestaltet wird wie es ihnen Recht ist.

Meine Arbeit mit dem Film „Persepolis“, in dem der Freiheitsbegriff eine führende Rolle übernimmt, spiegelte dies wieder und machte deutlich, dass Menschen vielleicht Freiheiten besitzen, diese nicht wahrnehmen und nach mehr, absolutem streben. Aber gibt es diese vollkommene/absolute Freiheit?
Ich bin mir sicher, dass es diese nicht gibt. Wäre eine absolute Freiheit immer gut? Wer versichert, dass dies denn immer gutes für die Menschen bedeutet?
Die Menschen, welche am Anfang des Filmes präsentiert werden, müssen nicht Kleidungsvorschriften befolgen, dürfen uneingeschränkt feiern und ja irgendwie scheint es als hätten sie sogar ein wenig das Recht ihre Meinung zu äußern (vgl. die junge Marjane lässt alle wissen, dass der Nachbarsjunge „dafür aufkommen muss“, dass sein Vater ein kommunistischer „Menschenkiller“ ist). Doch „absolut frei“ waren sie auch nicht (vgl. Marjanes Onkel ist in Haft, da er gegen den Shah ist).

Nach Aufständen, das Eintreten der Mullahs und das einhergehende Vertreiben des Shahs aus Persien, werden Menschen in größerer Zahl festgenommen zudem wird ihnen die Entscheidungsfreiheit genommen (vgl. Marjanes Nachbarin wir aufgefordert ihren Sohn in den Krieg zu schicken). Frauen müssen nun Kopftücher tragen und das gewisse Maß an Meinungsfreiheit, welches es vorher gab, wird genommen, denn von nun an darf Marjane nicht einfach so ihre Unzufriedenheit über die Regierung preis geben (vgl. wird von Lehrerin und Schulleitung ermahnt).
Den Menschen fiel, so wie oft, erst nachdem alles weg war auf, wie gut es ihnen doch ging.

Dies unterstreicht wieder, das in dem Land vorher zwar auch der Islam existierte, jedoch nicht extrem ausgelebt und radikal vorgeschrieben wurde. Somit ist es immer eine Auslegungssache und wir können nicht die Religion die Schuld der Unfreiheit zuweisen.
Wirft man einen Blick in das Christentum, sieht man, dass sich die bekannten 10 Gebote sehr gut auf den Freiheitsbegriff anwenden lassen.
Diese Gebote sagen dem Christen, explizit was er tun und lassen soll. Beispielsweise wird gesagt, der Mensch solle nicht töten, einen Ehebruch eingehen oder das Hab und Gut des Nächsten begehren. Es wird zwar vorgeschrieben, was der Mensch machen darf und was er unterlassen solle, doch es sind negative Dinge von denen abgehalten werden soll (z.B. Mord, Habgier).
Wie die Figur Marjane im Film sagt „hat Freiheit immer einen Preis“, in ihrem Fall mussten sie ein neues Regime, welches sie mehr unterdrückte als Freiheit spüren zu lassen, in Kauf nehmen. Bei einer vollkommenen Freiheit wäre der Preis, wahrscheinlich, dass jeder das ausführen würde was er wolle und somit andere vielleicht sogar in ihre Freiheit einschränken würde, so dass es im schlimmsten Fall in all dem endet wovon die Religionen aufhalten wollen (z.B. das Hintergehen von Menschen oder Mord).

So komme ich zu dem Schluss, dass allein aufgrund mancher Ungenauigkeiten (Auslegungen, Interpretationen), nicht instinktiv behauptet werden kann, dass Religion unfrei macht. Alle Religionen haben einen gemeinsamen Kern, sie wollen den Menschen frei machen, jeder auf seiner Art (genauso wie jeder Mensch auch ein unterschiedliches Bild von Freiheit besitzt, gehen Religionen unterschiedlich an den Freiheitsbegriff heran). Daher dient eine Religion vielleicht als ein Weg für den Menschen um für sich, sei es geistlich oder sonst auf welche Weise, Freiheit zu erlangen und sich frei zu fühlen.

                                   http://blog.acton.org/wp-content/uploads/2013/07/religious-freedom.png 

 




2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mir gefällt dein persönlicher Bezug, denn du gibst nicht nur eine eigene Definition von Freiheit wider, sondern beziehst dich auch auf die Religionen, besonders auf den Islam und gehst darauf vertieft ein. Auch dein persönlicher Bezug auf den Iran zeigt, dass du dich vertieft mit dem Thema beschäftigt hast und auch kritisch mit der allgemeinen Definition von Freiheit im Islam und im Iran auseinander gesetzt hast. Diese kritische Beobachtung hat mir persönlich nochmals eine andere, sehr interessante Sicht auf die verschiedenen Formen der Freiheit gegeben.
Jenna

Unknown hat gesagt…

Dein Text hat mir gut gefallen, da du den Bezug zu zwei Weltreligionen gezogen hast und diese eingehend erläutert hast. Dennoch kommt das Christentum in deinem text ein bisschen zu kurz. Das Beispiel des Films unterstreicht den Freiheitsgedanken unter beiden Ansichtspunkten sehr gut und unterstützt deine Meinung zum Thema. Ein rundum gelungenes Essay.

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