Das
Thema Freiheit war und ist ein stark diskutiertes Thema, und wird es
auch vielleicht immer sein.
Werfen
wir einen Blick auf unsere heutige Welt, wird es umso deutlicher wie
stark, einflussreich und wichtig „Freiheit“ ist.
So stelle ich mir die Frage, was wir denn eigentlich unter „Freiheit“ verstehen. Mir wird deutlich, dass der erste Gedanke den man mit diesem Begriff verbindet ist, tun & lassen zu können, wonach einem ist. Mir ist klar, dass allein nur das nicht Freiheit ausmachen kann. Freiheit ist vielleicht gar nicht nur diese Assoziation die wir fast immer mit diesem Begriff in Verbindung setzen...
Denke ich an Freiheit, füllt sich meine Vorstellung mit den unterschiedlichsten Begriffsdefinitionen. Das Bild meiner Vorstellung bestückt sich mit Philosophen, Menschen, Protesten und Religionen die sich mit Freiheit auseinander setzten und es auch immer noch tun. Letztendlich weiß ich, dass Freiheit mit Unabhängigkeit von Äußerem, Innerem oder durch Menschen oder Institutionen (Staat, Gesellschaft, Kirche, etc.) bedingtem Zwang zu tun hat. Ich möchte aber wissen, was Freiheit noch alles bedeuten kann, was der Mensch allgemein unter Freiheit versteht und was sie im Sinne der Religion bedeutet. All dies wird der Fokus meiner Recherche sein.
Wieso
verbinden wir so oft „Unfreiheit“ und Einschränkungen mit der
Religion, und denken diese würden von der Religion verursacht
werden?
Zunächst fiel mir bei meiner Recherche auf, dass Auffassungen zu Freiheit, oft Definitionen enthielten wie etwa, dass Freiheit eine Möglichkeit sei, ohne Zwang zwischen allen Möglichkeiten auswählen zu können, Freiheit sei das Fehlen von (meist unerwünschten) Eigenschaften oder Dingen, Freiheit sei das Gegenteil von Gefangenschaft.
Das
alles fasst eigentlich genau die vorhin angesprochene „ erste
Assoziation“ zusammen, die wir immer mit dem Begriff Freiheit
verbinden.
Für
den Menschen bedeutet also Freiheit in erster Linie, ohne jegliche
Hürden, Einschränkungen und Zwänge seinem Verlangen, Wünschen
bzw. Trieben folgen zu können, es sei ein Recht und eine Möglichkeit
zur Selbstbestimmung um seinen Willen auszudrücken.
Möchte
ich nun Freiheit in Verhältnis zu Religion setzen sehe ich, dass das
Verhältnis von Religion und Freiheit seit vielleicht schon
Jahrhunderten schwer belastet ist. Religion wurde oft verwendet, um
Unfreiheiten religiös zu begründen. Sowohl die Leibeigenschaft als
auch das Verbot von Büchern, Tanz, musikalischen Stilrichtungen,
Kleindungsstilen und anderen Lebensfreuden wurden und werden zum Teil
bis heute von religiösen Vertretern umgesetzt.
Die
zwei Religionen, in denen ich mir die Bedeutung der Freiheit
anschauen möchte, sind das Christentum und der Islam.
Was
bedeutet Freiheit im Sinne des Christentums und Islams?
Was
bedeutet Freiheit im Islam, ist es die Lossagung von Gottes Geboten?
Laut
dem Islam, hat der Mensch immer die freie Wahl etwas zu tun oder
nicht zu tun, der Mensch habe gewisse Richtlinien und Grenzen,
allerdings sind diese nicht von einer Institution oder einem Menschen
bestimmt, sondern von Gott. Nun könne er sie befolgen oder nicht.
Ich
kann mit dieser Aussage nicht ganz zustimmen. Zunächst stimmt es
nicht, dass der Mensch eine freie Wahl hat etwas zu tun oder nicht zu
tun, es gibt einige Verbote (z.B. das bekannteste Beispiel, der
Verzehr von Schweinefleisch), des Weiteren stimmt es nicht ganz, dass
der Mensch entscheiden kann, ob er den Vorgaben folgen möchte oder
nicht, denn das hängt zum Teil auch stark von dem ab, in welchem
Land dieser Mensch lebt.
Beispielsweise
im Iran, wo ein Islamischer Staat regiert, sind klare Regeln, Gesetze
gesetzt, welche eine Befolgung voraussetzen. Doch hierbei muss stark
davon unterschieden werden, dass in diesem Beispiel, so wie oft
Politik mit Religion vermischt wird, und das Religion von jedem
anders interpretiert und ausgeführt werden kann. Dadurch werden zum
Beispiel Unfreiheiten mit Religion begründet, obwohl die Religion
diese Unfreiheit nicht anspricht.
Auch
weiß ich, dass obwohl im Iran ein Staat regiert, der viele Gesetze
mit der Religion begründet, die Menschen sich vielen Zwängen nicht
unterwerfen, sich oft nicht an Vorschriften halten und diese auch im
Privaten nicht ausführen bzw. ausleben.
Damit möchte ich sagen, dass die Menschen in erster Linie nicht die Religion missachten, sondern das herrschende System und ihre Auslegung des Qurans, die so gestaltet wird wie es ihnen Recht ist.
Meine Arbeit mit dem Film „Persepolis“, in dem der Freiheitsbegriff eine führende Rolle übernimmt, spiegelte dies wieder und machte deutlich, dass Menschen vielleicht Freiheiten besitzen, diese nicht wahrnehmen und nach mehr, absolutem streben. Aber gibt es diese vollkommene/absolute Freiheit?
Ich
bin mir sicher, dass es diese nicht gibt. Wäre eine absolute
Freiheit immer gut? Wer versichert, dass dies denn immer gutes für
die Menschen bedeutet?
Die
Menschen, welche am Anfang des Filmes präsentiert werden, müssen
nicht Kleidungsvorschriften befolgen, dürfen uneingeschränkt feiern
und ja irgendwie scheint es als hätten sie sogar ein wenig das Recht
ihre Meinung zu äußern (vgl. die junge Marjane lässt alle wissen,
dass der Nachbarsjunge „dafür aufkommen muss“, dass sein Vater
ein kommunistischer „Menschenkiller“ ist). Doch „absolut frei“
waren sie auch nicht (vgl. Marjanes Onkel ist in Haft, da er gegen
den Shah ist).
Nach Aufständen, das Eintreten der Mullahs und das einhergehende Vertreiben des Shahs aus Persien, werden Menschen in größerer Zahl festgenommen zudem wird ihnen die Entscheidungsfreiheit genommen (vgl. Marjanes Nachbarin wir aufgefordert ihren Sohn in den Krieg zu schicken). Frauen müssen nun Kopftücher tragen und das gewisse Maß an Meinungsfreiheit, welches es vorher gab, wird genommen, denn von nun an darf Marjane nicht einfach so ihre Unzufriedenheit über die Regierung preis geben (vgl. wird von Lehrerin und Schulleitung ermahnt).
Den
Menschen fiel, so wie oft, erst nachdem alles weg war auf, wie gut es
ihnen doch ging.
Dies unterstreicht wieder, das in dem Land vorher zwar auch der Islam existierte, jedoch nicht extrem ausgelebt und radikal vorgeschrieben wurde. Somit ist es immer eine Auslegungssache und wir können nicht die Religion die Schuld der Unfreiheit zuweisen.
Wirft
man einen Blick in das Christentum, sieht man, dass sich die
bekannten 10 Gebote sehr gut auf den Freiheitsbegriff anwenden
lassen.
Diese
Gebote sagen dem Christen, explizit was er tun und lassen soll.
Beispielsweise wird gesagt, der Mensch solle nicht töten, einen
Ehebruch eingehen oder das Hab und Gut des Nächsten begehren.
Es wird zwar vorgeschrieben, was der Mensch
machen darf und was er unterlassen solle, doch es sind negative Dinge
von denen abgehalten werden soll (z.B. Mord, Habgier).
Wie
die Figur Marjane im Film sagt „hat Freiheit immer einen Preis“,
in ihrem Fall mussten sie ein neues Regime, welches sie mehr
unterdrückte als Freiheit spüren zu lassen, in Kauf nehmen. Bei
einer vollkommenen Freiheit wäre der Preis, wahrscheinlich, dass
jeder das ausführen würde was er wolle und somit andere vielleicht
sogar in ihre Freiheit einschränken würde, so dass es im schlimmsten Fall
in all dem endet wovon die Religionen aufhalten wollen (z.B. das Hintergehen von Menschen oder Mord).
So komme ich zu dem Schluss, dass allein aufgrund mancher Ungenauigkeiten (Auslegungen, Interpretationen), nicht instinktiv behauptet werden kann, dass Religion unfrei macht. Alle Religionen haben einen gemeinsamen Kern, sie wollen den Menschen frei machen, jeder auf seiner Art (genauso wie jeder Mensch auch ein unterschiedliches Bild von Freiheit besitzt, gehen Religionen unterschiedlich an den Freiheitsbegriff heran). Daher dient eine Religion vielleicht als ein Weg für den Menschen um für sich, sei es geistlich oder sonst auf welche Weise, Freiheit zu erlangen und sich frei zu fühlen.
2 Kommentare:
Mir gefällt dein persönlicher Bezug, denn du gibst nicht nur eine eigene Definition von Freiheit wider, sondern beziehst dich auch auf die Religionen, besonders auf den Islam und gehst darauf vertieft ein. Auch dein persönlicher Bezug auf den Iran zeigt, dass du dich vertieft mit dem Thema beschäftigt hast und auch kritisch mit der allgemeinen Definition von Freiheit im Islam und im Iran auseinander gesetzt hast. Diese kritische Beobachtung hat mir persönlich nochmals eine andere, sehr interessante Sicht auf die verschiedenen Formen der Freiheit gegeben.
Jenna
Dein Text hat mir gut gefallen, da du den Bezug zu zwei Weltreligionen gezogen hast und diese eingehend erläutert hast. Dennoch kommt das Christentum in deinem text ein bisschen zu kurz. Das Beispiel des Films unterstreicht den Freiheitsgedanken unter beiden Ansichtspunkten sehr gut und unterstützt deine Meinung zum Thema. Ein rundum gelungenes Essay.
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