"Bisher habe ich viele Masken gesehen; wann werde ich menschliche Gesichter sehen?"
Jean-Jaques Rausseau (1712-1778)
Wir leben in einer Zeit geleitet von Trug und Schein, von Lüge und Wahrheit. Sagt man nicht, dass nichts so ist wie es scheint und ist es nicht so, dass wir nicht nur unsere Mitmenschen sondern uns selbst belügen, dass jeder von uns sich hinter einer Maske versteckt?
Heutzutage haben Erfolg und Beliebtheit
einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Unser Leben ist auf
den Beruf ausgerichtet bzw. darauf ausgerichtet etwas im Leben zu
erreichen. Unsere Eltern leben uns Kindern vor, wie wir zu leben
haben und wir leben so, wie wir denken, dass es von unseren Eltern
und Mitmenschen erwartet wird. Wir passen uns an! Genau das ist das Fatale! Dass es sich hierbei um eine gravierende Problematik handelt, die negative Auswirkungen auf unseren Selbstwert hat,
lässt sich mit dem 13. Kapitel des Lukasevangeliums belegen.
[Lk.13,11] Und siehe, eine Frau war da, die hatte seit achtzehn Jahren einen Geist, der sie krank machte; und sie war verkrümmt und konnte sich nicht mehr aufrichten.
[Lk.13,12] Als aber Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sprach
zu ihr: Frau, sei frei von deiner Krankheit!
Jesus spricht: Sei frei! Wir sollen uns
also nicht von anderen in eine Rolle drängen lassen geschweige
unsere wahre Identität verstecken. Wir sollen Gefühle und Ängste
und insbesondere auch unsere eigene Persönlichkeit frei ausleben.
Tun wir dies nicht, werden wir innerlich krank, wie die Frau die
Jesus im Sabbatgottesdienst anspricht. Wenn man sich nicht so liebt
wie man ist, sprich man nicht mit sich in einem Einklang steht und
sich nur nach seinen Vorbildern und den Meinungen der anderen, wie
man zu sein hat, richtet, ist der individuelle einzigartige Mensch
verloren. Dann sind wir nur noch Kopien, nur noch Personen hinter
Masken.
Doch wie lässt sich der Begriff Maske definieren und wo liegt ihr Ursprung?
Der
Begriff Maske umfasst viele Bereiche. Masken fanden in der Jagt, im
Mittelalter, in der Barockzeit, im Theater, bei Religionen, beim Tanz
und beim Schutz ihre Verwendung. Die ersten Belege von Masken in der
Menschheitsgeschichte finden sich dennoch in Zusammenhang mit dem
Totenkult. Totenmasken und Totenportraits dienten dazu den
körperlichen Verfall zu verdecken und gleichzeitig die Erinnerung an
den Verstorbenen zu wahren. Damit stellten Masken Reliquien dar und
schlagen eine Brücke zum Jenseitigen und Übersinnlichen. Bezogen
auf meinen Text lässt sich jedoch die Bedeutung der Maske in der
Barockzeit gut einbeziehen.
In
der Barockzeit war die Anonymität der Masken für höfische
Rollenspiele von großer Bedeutung. Stabmasken wurden verwendet um
dem Träger auf Maskenbällen etwas magisches Mystisches zu verleihen
und um seine wahre Persönlichkeit zu verbergen. Im der heutigen
Gesellschaft ist die letztere Definition vertreten. Maskieren
heutzutage bedeutet so viel wie verhüllen, verbergen oder täuschen.
Masken nehmen demzufolge einer Person ihre Individualität und
verleihen ihr – zeitlich begrenzt - eine andere Identität. Genauso
kann sie ihren Träger aber auch zu einer Gemeinschaft zugehörig
machen.1
Ganz egal, warum man sich verkleidet, ob zur Nachahmung oder einfach
nur im Theater: Jedes Mal wird eine Spannung zwischen der sichtbaren
Erscheinung und dem dahinter Verborgenen erzeugt.2
Sind es wohlmöglich die Rollen, die uns zwingen Masken aufzusetzen?
In
unserer Gesellschaft, besonders bei den Jugendlichen, spielt der
Begriff der Rollenverteilung und der Identitätsfindung eine zentrale
Rolle. Hier lässt sich ein Bezug zu Erik Eriksons Entwicklungsmodell
herstellen. Erik Erikson beschreibt fußend auf dem epigenetischen
Prinzip, ein auf Freud basierendes Entwicklungsmodell, welches er um
die soziale Komponente erweitert und stufenförmig aufbaut. Für
Erikson stellt die Identitätsfindung einen lebenslangen Prozess dar,
der sich in 8 Entwicklungsstufen unterteilen lässt. Der Prozess
äußert sich in lebensspezifischen Krisen, die es zu bewältigen
gilt, um den Anforderungen der sozialen Umwelt gerecht zu werden.
Wird eine Krise nicht angemessen gelöst, fehlen die nötigen
Voraussetzungen zur Bewältigung der nächsten Krise. Die
vorangegangene Phase bildet dementsprechend das Fundament für die
nächste Phase.
Bedeutsam
bezogen auf das Thema Identität ist die fünfte Stufe. In der
fünften Stufe Identität vs. Identitätsdiffusion, begibt sich der
Jugendliche auf die Suche nach seiner Identität. Fragen wie „Wer
bin ich?“, „Wie möchte ich sein?“, „Für wen hält man
mich?“, „Bin ich beliebt?“, etc. sind typisch für diese Phase.
Die Meinung anderer ist für die Jugendlichen von großer Bedeutung.
Oft spielen in dieser Phase Idole eine Rolle, deren Verhalten
Jugendliche oft übernehmen, falls sie nicht in der Lage sind, ihre
eigene Ich-Identität zu finden, was Erikson als Identitätsdifussion
bezeichnet. Sie setzten also eine vorgegebene Maske auf, von der sie
sich Sicherheit und Geltung versprechen. Sie
setzten eine Maske auf, weil unsere Gesellschaft ihnen kaum mehr
Entfaltungsmöglichkeiten bieten kann. Einen entscheidenden Faktor
hierfür stellt die Medienwelt dar. Den Jugendlichen werden
Idealbilder vor Augen gebracht, nach denen sie sich versuchen zu
richten. Es heißt andauernd sei dynamisch, attraktiv, zielstrebig
und optimistisch um etwas in deinem Leben zu erreichen. Die
Jugendlichen werden somit in eine Rolle gedrängt (Ergebnisliste der
Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Iconkids & Youth). Und
genau dieser auferlegte Zwang in eine Rolle lässt uns zu
Maskenträgern werden. Eigentlich sind wir ganz anders, aber wir tun
so, als wären wir so, wie es bei anderen gut ankommt. Wir wollen
schlichtweg „in“ sein und Eindruck schinden.
Sie
fragen sich vielleicht warum wir unsere Masken nicht einfach ablegen?
Wir tun es nicht weil wir Angst davor haben nicht dem Idealbild zu
entsprechen. Angst davor haben Gefühle preiszugeben und verletzlich
zu wirken. Wohl möglich Angst davor haben, dass den Leuten das wahre
Gesicht, was sich hinter der Maske verbirgt, nicht gefällt. Vor
allem weil wir nicht gelernt haben uns, anstatt von den äußeren
Stimmen, von unserer inneren Stimme leiten zu lassen.
Hören Sie auf ihre innere Stimme und
vertrauen Sie ihr, denn nur sie lässt uns erkennen wer wir wirklich
sind!
Von: Maresa Burkhardt
Kein Mensch in der Welt hat Augen so wie
deine. Manche sind braun und groß und rund dazu, doch deine sind
einzig, es sind eben deine. Dich gibt‘s nur einmal, du bist eben
du.
Nicht eine Stimme klingt genau wie deine, ob
sie nun stammelt, redet oder singt, denn deine Stimme hast nur du
alleine, sonst gibt es keine, die so klingt.
Du bist etwas Besonderes, denn dich gibt‘s
nur einmal. Keiner ist genauso, wie du eben bist.
Du hast eigene Gefühle und hast dein
Geheimnis, und dein eigenes Glück, das tief in dir ist.
Und keiner kann lächeln, so wie du jetzt.
Kein Mensch der Welt macht‘s genau wie du.
Dein Gesicht hast du für dich alleine.
Du bist etwas Besonderes.
Du bist eben du.
Quellen: http://www.der-etwas-andere-gottesdienst.de/Downloads/2008_Maske.PDF
http://www.pestnase.de/lilac_cms/de/2030,,/Maskengeschichte/Uebersicht.html
http://www.pestnase.de/lilac_cms/de/2030,,/Maskengeschichte/Uebersicht.html
2
http://www.cafebabel.de/kultur/artikel/wir-sind-alle-masken.html
1 Kommentare:
WOW
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